Laura Schmidt – FaMI Stadtbibliothek Andernach & derzeit im Bachelorstudium Bibliothek und digitale Kommunikation an der TH Köln
Beruflicher Hintergrund & Werdegang.
Hierzu muss ich wirklich mit einer der klassischen Aussagen antworten, die viele nicht gerne hören: Ich lese unglaublich gerne. Gefunden habe ich die Ausbildungsstelle durch meine Familie, der schon von Anfang an bewusst war, dass der Beruf zu mir passen könnte. Ganz klar wurde es ihnen, als sie meine Aussage aus der Abizeitung „Wo sehe ich mich in 10 Jahren?“ gelesen haben. Meine Antwort war „[…] und einem Buch im Bett.“ Auf der einen Seite spricht hier eine junge Person, die noch nicht weiß, was sie machen wird, aber auch eine die sich gerne und vor allem mit viel Herzblut mit Büchern auseinandersetzt. Ich habe von 2019 bis 2022 die Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Bibliothek, in der Stadtbücherei Andernach gemacht. Obwohl mir in der regulären Schulzeit lernen nie Spaß gemacht hat, hat sich das in der Ausbildung einmal um 180 Grad geändert. Die Theorie und Praxis nebeneinander zu lernen und das in einem Team mit tollen Kolleg*innen, war das Beste was mir passieren konnte. Nach der Ausbildung war mir klar, dass es das an Weiterbildung noch nicht ist. Daraufhin beschloss ich, mit einer Freundin aus der Berufsschule zusammen das Bachelorstudium „Bibliothek und digitale Kommunikation“ zu starten. Ab April befinde ich mich im 6. Semester (Anmerkung der Redaktion: Das Interview wurde im Juli 2025 veröffentlicht). Die Möglichkeit, den Masterstudiengang „Bibliotheks- und Informationswissenschaft“ zu starten, behalte ich mir noch offen. Sowohl die Berufsschule (Joseph-DuMont-Berufskolleg) als auch das Studium (TH Köln) finden in Köln statt. Schon ab dem zweiten Semester war mir klar, dass ich in Zukunft gerne Menschen in meinem Ausbildungsberuf ausbilden möchte, und habe neben dem Studium erfolgreich die Ausbildereignungsprüfung absolviert. Ich denke, dass ich im Gegensatz zu vielen meiner Kolleg*innen noch weit am Anfang meiner Karriere stehe, trotzdem laufe auch ich schon jetzt mit offenen Augen, Ohren und vor allem Herzen durch die Bibliothekswelt. Es ist jedes Mal wieder ein kleiner Rückschlag, wenn neue Menschen aus meinem Umfeld mit typischen Klischees zu dem Beruf um die Ecke kommen. Ich finde es schade, dass die meisten die vielen Facetten nicht kennen oder nicht sehen. Bibliothek ist größtenteils kein staubiger, stiller oder strikter Bereich fürs Lernen und Forschen. Bibliothek bedeutet eine bunte Vielfalt an Dienstleistungen und Angeboten für jede Zielgruppe. Allein in den paar Jahren, in denen ich in dem Beruf arbeite, ist mir aufgefallen, dass Medien, trotz aller Behauptungen, Bibliotheken hätten keine Relevanz mehr, noch gerne genutzt werden. Natürlich kommen andere wichtige Punkte dazu: Online Medien, Bibliothek als Dritter Ort, Freizeitgestaltung durch Angebote für und durch jeden, Öffentlichkeitsarbeit, Bibliothek der Dinge, Makerspaces … Bibliotheken wandeln und passen sich an die Gegebenheiten an, aber das heißt nicht, dass sie unwichtig oder überflüssig sind. In Zukunft wird es sehr wahrscheinlich noch weitere Veränderungen geben. Ich bin mehr als gespannt, was noch kommt und freue mich sehr darauf!
Hier mehr über die Stadtbücherei Andernach erfahren.
Bildnachweis Beitragsbild Laura Schmidt: © Laura Schmidt
Persönliche Erfahrungen
Ich finde es toll, dass jeder Tag anders ist. Durch jede*n Nutzer*in und deren Fragen, Wünsche oder Anwesenheit wird ein Tag anders. Natürlich gibt es auch alltägliche Aufgaben, die eine Routine mit sich bringen. Ohne diese Routine wären wichtige Bibliotheksabläufe sonst nicht möglich. Ich kann nur aus der Sicht einer kleinen bis mittelgroßen Bibliothek sprechen, aber es erstaunt mich, was mit einem kleinen Team und geringen Mitteln auf die Beine gestellt werden kann. Meine Meinung und Sicht der Dinge sind wichtig und werden gerne eingeholt. Ich konnte mein Organisationstalent bei einer Mal-Aktion für Kindertagesstätten und Grundschulen für Kinder von 3 bis 11 Jahren schon in der Ausbildung unter Beweis stellen. Die weitestgehende Selbstständigkeit und das Vertrauen in mich haben mir gezeigt, dass ich durch die theoretischen Werkzeuge und die Erfahrungen der Kolleg*innen in Kombination mit meiner Idee und meinem Wissen ein gutes neues Angebot auf die Beine stellen kann. Genau diese beiden Momente waren wichtig für mich und haben mir gezeigt, dass die Berufswahl die richtige ist. Grundsätzlich biete ich gerne meine Hilfe zur Unterstützung an. Da ich nach meiner Ausbildung das Studium und nur eine Teilzeitstelle angetreten bin, gibt es im Moment weniger Veranstaltungen, an denen ich aktiv teilnehmen kann. Für dieses Jahr steht wieder etwas an: Nacht der Bibliotheken und das 75. Jubiläum der Bücherei. Die Veranstaltung Weihnachtsbäckerei (Vorlesen, Singen und Backen mit Kindern) in Kooperation mit dem Haus der Familie Andernach, die jeden Dezember stattfindet oder auch der Testlauf für meine Bachelorarbeit, eine Veranstaltung aus der neuen Reihe „Entdecke die Sinne“ für Kinder ab 5 Jahren, habe ich gerne durchgeführt.
Sinnstiftung & Mehrwert.
Es ist bereichernd, mit jeder Altersgruppe zu arbeiten – sei es bei der Beratung oder bei den Veranstaltungen. Es bietet sich genauso die Gelegenheit, mit unterschiedlichen Institutionen zusammenzuarbeiten. So wird das Netzwerk, das man sich aufbauen kann, schnell groß und umfasst viele verschiedene Sparten, wie zum Beispiel andere Bildungseinrichtungen, Unternehmen oder Vereine. Bibliotheken sind eine große Unterstützung für andere Bildungseinrichtungen und sollten nicht aus dieser Gleichung gestrichen werden. Sie können wichtige und vor allem neue Schwerpunkte setzen, die andere Bildungseinrichtungen nicht leisten können. Darum sind Bibliotheken als eigener Ort mit ihren eigenen Mitteln sowohl finanziell als auch personell so wichtig. Durch Kooperationen können neue, größere oder spezielle Veranstaltungen, Projekte oder Programme ins Leben gerufen werden, die ohne eine zusätzliche Stelle nicht bewältigt werden können. Seniorenspielnachmittage, „Lesen an besonderen Ort“ in Kooperation mit dem Stadtmuseum, Gruselnacht, Weihnachtsbäckerei in Kooperation mit dem Haus der Familie Andernach und VIPs für Kids (Prinzenpaar liest vor) sind für die Stadtbücherei Andernach besondere Veranstaltungen, die angeboten werden. Innerhalb der Räumlichkeiten der Stadtbücherei gibt es einen Lesegarten, der vor allem die Zeitungsleser*innen einlädt, zu lesen. Zu den fast üblichen Dienstleistungen wie Fernleihe, Onleihe RLP, Beratungen und Ähnlichem bietet die Stadtbücherei Andernach eine Dauerausstellung zu dem deutsch-amerikanischen Dichter Charles Bukowski, der in Andernach geboren ist. Auf Anfrage werden Führungen angeboten.
Empfehlungen.
Ja, auf jeden Fall würde ich die Arbeit in einer Bibliothek empfehlen. Die Aufgaben innerhalb einer Bibliothek sind vielfältig und abwechslungsreich. Alles im Rahmen des Gegebenen ist, aber jeder kann je nach Größe der Bibliothek einen Schwerpunkt (Erwerbung, Erschließung, Fernleihe, Verbuchungstheke…) finden, der zu einem passt. So wie nicht jeder Bürojob gleich ist, ist auch nicht jede Bibliothek gleich. Es gibt unterschiedliche Schwerpunkte (öffentlich oder wissenschaftlich), Größen beim Team, Bestände oder finanzielle Mittel und trotzdem hat jede Bibliothek seine tollen Ecken und braucht Menschen mit neuen Ideen. Das Interesse an Kundenkontakt sollte vorhanden sein. Je nach Bereich (Kinder- und Jugendbereich) sollte man stressresistent sein. Neue Ideen sind immer sehr willkommen. Neue Ideen und eine mögliche praktische Umsetzung sind noch beliebter. Theorie ist schön und gut, aber es muss zur Praxis passen. Was für die eine Bibliothek funktioniert, funktioniert nicht für eine andere. Informationsmanagement, Web- und Social-Media-Kompetenz, kundenorientiertes Arbeiten sowohl mit (Geduld und Empathie) als auch für (Hilfe zur Selbsthilfe) Kunden, Zeitmanagement und eine Lernbereitschaft in Bezug auf Digitalisierung sowie Änderungen neuer Arbeitsprozesse oder Systeme. Für mich sind das die wichtigsten Fähigkeiten und Qualitäten. Eine kleine Anmerkung zu der Auflistung: Niemand ist von Anfang an in allem gut. Dinge, die man noch nicht kann, lernt man. Teamarbeit und auch Kommunikation spielen eine große Rolle. Absprachen, Dinge, die für den Tag anstehen oder ähnliches sollten mit allen besprochen werden oder per Mail kommuniziert werden. Nichts ist schlimmer und auch nerviger als keine klare Kommunikation. Teamarbeit kommt mit einer guten Kommunikation einher. Ich persönlich setze mehr auf Eigenständigkeit. Bewusst ist mir trotzdem, dass ich nie ohne ein Team arbeiten kann oder werde. Darum steht bei mir an erster Stelle eine gute Kommunikation und daraus entsteht Teamarbeit oder, besser gesagt, gute Teamarbeit. Dabei sind Missverständnisse oder Probleme vollkommen normal.
Entwicklungen & Zukunftsaussichten.
Künstliche Intelligenz (KI) hat und wird noch weiter in den Bibliotheksalltag Einzug halten. Wie so oft bei neuen Dingen kann es sowohl Fluch als auch Segen sein. Wenn man lernt, richtig mit den Tools umzugehen, ist es dann doch eher ein Segen. Die grundlegende Bibliotheksarbeit wird in den wesentlichen Grundzügen so bleiben, wie sie ist und nur durch hilfreiche Nuancen ergänzt. So hoffe ich es zumindest.
Schulische Leistungen zeigen nicht, wer du bist. Sie definieren dich nur auf dem Blatt. Lass dich deswegen niemals kleinreden oder aufhalten. Mach das Beste daraus und versuche, mit deinem Können zu überzeugen. Am besten eignen sich da Praktika oder Schnuppertage. So kannst du herausfinden, ob der Job etwas für dich ist und das Team lernt dich kennen und kann dir helfen, Dinge zu finden, die dir liegen.