Interview mit Dr. Armin Schlechter MEIN JOB BIBLIOTHEK: Stimmen aus der Bibliotheks-Community

Dr. Armin Schlechter – Leiter der Abteilung Sammlungen, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek

 

Beruflicher Hintergrund & Werdegang.

Während meines Studiums habe ich als wissenschaftliche Hilfskraft am ‚Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland‘ mitgearbeitet. Hierbei habe ich wichtige Erkenntnisse in den Bereichen Erwerbungs- und Bibliotheksgeschichte gewonnen, die insbesondere mein Studienfach Mittlere und neuere Geschichte ergänzt und die Möglichkeit einer praktischen Anwendung des Studiums gezeigt haben.

Nach dem Studienende habe ich mehrere Jahre im Rahmen eines DFG-Projektes mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften katalogisiert. Im Anschluss absolvierte ich die Ausbildung zum höheren Bibliotheksdienst an wissenschaftlichen Bibliotheken. Danach übernahm ich die Leitung der Abteilung Handschriften und alte Drucke an der Universitätsbibliothek Heidelberg. Heute leite ich die Abteilung Sammlungen im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz

Einerseits habe ich mich mit meiner Tätigkeit in der Bibliothek spezialisiert. Andererseits halte ich die Arbeit mit den historischen Beständen mit all ihren Facetten weiterhin für ein zentrales Element der Bibliotheksarbeit. Sie führt nicht in einen Elfenbeinturm, sondern ist ein wichtiges Element in der Bibliothek, das durch Netzwerkarbeit auf Landes- und Bundesebene ergänzt wird. Bibliotheken mit historischen Beständen sind neben Archiven und Museen kulturtragende Institutionen.

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Bildnachweis Beitragsbild Dr. Armin Schlechter: © LBZ / Ralf Niemeyer

 

Persönliche Erfahrungen.

Ich schätze an der Arbeit in der Bibliothek die Vielfalt, die auch die Abteilung Sammlungen mit ihren ganz unterschiedlichen Facetten auszeichnet. Sie bildet die Grundlage für langfristiges Arbeiten, für die Nutzung aller zur Verfügung stehenden Ressourcen und den Anspruch, Best Practice-Lösungen zu schaffen. Hinzu kommen die verschiedenen Möglichkeiten, mit Öffentlichkeitsarbeit für die Bibliothek und ihre spannenden Bestände zu werben.

Ein zentrales Schlüsselmoment war, beginnend mit dem ‚Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland‘, die Beschäftigung mit gewachsenen Sammlungen, aber auch mit herausragenden Einzelstücken und ihrer spezifischen Geschichte. Dies führte zu der Erkenntnis, dass die historischen Bestände in ihrem intrinsischen Wert noch nicht in der Tiefe erschlossen sind.

Ein wichtiges Element der Bibliotheksarbeit sind aus meiner Sicht von Katalogen begleitete Ausstellungen, die Segmente des eigenen Bestandes in der Tiefe erschließen und sie für die Öffentlichkeit aufbereiten. Gerne und regelmäßig versuche ich auch, Drittmittel einzuwerben, wie sie beispielsweise die ‚Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts‘ zur Verfügung stellt und die den eigenen Beständen zugute kommen.

 

Sinnstiftung & Mehrwert.

Die Arbeit in einer Bibliothek ist sinnstiftend und bereichernd, weil sie zu den kulturtragenden Einrichtungen gehört und damit für ein Segment der kulturellen Überlieferung steht. Bibliotheken sind mit ihren Beständen ein wichtiger Referenzfaktor für die Wissenschaft, aber auch für die Bildung in allen ihren Segmenten.

Bibliotheken stellen mit ihren Beständen nachprüfbares Wissen zur Verfügung und gehören mit ihren Beständen zu den kulturellen Gedächtnissen des Landes. Sie sind frei zugänglich und mit ihren vielfältigen Angeboten Bausteine der Demokratie.

Bibliotheken bewahren und vermitteln in Ausstellungen und in anderen Veranstaltungs-Formaten das kulturelle Erbe des Landes. Wichtige Elemente sind die freie Zugänglichkeit in analoger und digitaler Form und die Vernetzung mit anderen kulturtragenden Institutionen, auch mit historischen Vereinen. Auf diese Weise wird die Öffentlichkeit in besonderer Weise erreicht.

 

Empfehlungen.

Bibliotheken bieten vielfältige und spannende Arbeitsfelder, die einerseits eine Spezialisierung ermöglichen, andererseits aber auch viele Mischarbeitsplätze möglich machen. Sie ermöglichen eine Karriere im Haus selbst oder in anderen Institutionen und zeigen damit eine gute Durchlässigkeit.

Eine sehr gute Voraussetzung für die Arbeit in einer Bibliothek ist ein geisteswissenschaftliches Studium. Bibliotheken, ihre Funktionalitäten und Angebote lernt man als Benutzer kennen, von der öffentlichen bis zur wissenschaftlichen Bibliothek. Das sicherlich wichtigste Elemente sind aber Praktika in der Bibliothek, um die tatsächlichen Schwerpunkte der Arbeit kennen zu lernen.

Wichtig sind Teamfähigkeit und Netzwerkbildungen, Beharrlichkeit in der Verfolgung langfristiger Ziele und strategischer Planungen sowie die Offenheit für neue gesellschaftliche und technische Entwicklungen. Auch präzises Arbeiten ist ein wichtiger Faktor.

Teamarbeit und Kommunikationen spielen nicht nur auf der Ebene der Abteilung, sondern auch im ganzen Haus eine große Rolle; nur so lassen sich langfristige und ambitionierte Ziele erreichen. Über der Ebene der eigenen Einrichtung sind Netzwerkbildungen auf lokaler Ebene, auf Landes- und Bundesebene von großer Wichtigkeit. Sie bilden die Grundlage, um an der Weiterentwicklung des Bibliothekswesens in Deutschland mitarbeiten zu können.

 

Entwicklungen & Zukunftsaussichten.

Die Bibliotheksarbeit baut auf den vielfältigen Beständen des Hauses auf, muss aber auch auf die gesellschaftlichen und technischen Weiterentwicklungen eingehen. Die künftig wichtigsten Entwicklungen sind der demographische und der digitale Wandel. Dies darf aber nicht dazu führen, dass Bibliotheken ihre Kernkompetenzen infrage stellen. Sie müssen vielmehr dafür arbeiten, mit ihren Beständen eine wichtige kulturelle und wissenschaftliche Referenzinstitution zu bleiben.

 

Gerade im Bereich der historischen Bestände spielt neben der theoretischen Arbeit auch das praktische Element eine Rolle, das sich mit dem Fach Archäologie überschneidet. Eine möglichst gute Bestandskenntnis ist eine wichtige Grundlage für die Arbeit mit und die Vermittlung der historischen Medien. Eine Bibliothek mit historischen Beständen bietet auch die Möglichkeit, weiter in den eigenen Studienfächern tätig zu bleiben.

Ein weiteres wichtiges Segment ist die Mitwirkung an Fortbildungen, die sich an den bibliothekarischen Nachwuchs, aber auch an kleinere Bibliotheken richten.

Interview mit Dr. Armin Schlechter MEIN JOB BIBLIOTHEK: Arbeitsplatz Landesbibliothekszentrum Rheinlad-Pfalz, Pfälzisches Landesbibliothek 1

© LBZ / Ralf Niemeyer

Interview mit Dr. Armin Schlechter MEIN JOB BIBLIOTHEK: Arbeitsplatz Landesbibliothekszentrum Rheinlad-Pfalz, Pfälzisches Landesbibliothek 2

© LBZ / Ralf Niemeyer

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