Uta Brunckhorst-Zoch – Commerzbibliothek der Handelskammer Hamburg
Beruflicher Hintergrund & Werdegang.
In meiner Jugend habe ich viel Zeit in der örtlichen Stadtbibliothek verbracht Das Medienangebot (u.a. die aktuelle „Bravo“) und die Atmosphäre hat mir gefallen. In dieser Zeit kam auch schon der Gedanke auf Bibliothekarin zu werden, weil das Arbeitsumfeld und die Thematik mich angesprochen haben. Nach dem Abitur begann ich aus verschiedenen Gründen eine Ausbildung bei der Sparkasse, habe aber schnell gemerkt, dass das nicht der richtige Beruf für mich ist. So bin ich nach der Prüfung auf meine alten Pläne zurückgekommen und bewarb mich 1990 um einen Studienplatz in Hamburg im Bereich Bibliothekswesen. Damals gab es für den Studiengang noch einen Numerus Clausus. Während des Studiums habe ich zum ersten Mal erlebt, das Lernen Spaß macht, wenn einen die Materie wirklich interessiert. Und meine Praktika im Goethe-Institut Kopenhagen und beim ZDF in Mainz fand ich sehr bereichernt. Nach dem Studium fand ich sehr schnell einen Job, obwohl die Arbeitsplätze damals rar waren. Meine Ausbildung in der Sparkasse hat den Ausschlag gegeben – ich hatte praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt. Begonnen habe ich im Britischen Kulturinstitut in Hamburg, dort habe ich dann sieben Jahre gearbeitet; mich um die Bibliothek gekümmert, aber auch um die Finanzen des Instituts und bei der Organisation und Betreuung von Events mitgearbeitet. Eine großartige Stelle, die auch noch viel mit Recherche in Nachschlagewerken zu tun hatte und außerordentlich vielseitig war. Leider wurden 2001 fast alle britischen Kulturinstitute in Deutschland geschlossen und ich mußte den Arbeitgeber wechseln. Ein Jahr lang war ich dann im Gästehaus der Universität Hamburg tätig, aber mir fehlte die Bibliotheksarbeit und ich wechselt zur Commerzbibliothek der Handelskammer Hamburg. Eine Bibliothek, die es schon seit 1735 gibt und neben den Mitgliedern der Handelskammer, auch von vielen Studenten besucht wird. Besonders ist, dass es neben dem aktuellen, im Schwerpunkt wirtschaftwissenschaftlichen Bestand, einen großen historischer Altbestand gibt.
Dort bin ich jetzt seit fast 25 Jahren – habe im Laufe der Zeit fast jeden Arbeitsbereich betreut, unter verschiedenen Vorgesetzten gearbeitet und viele Veränderungen erlebt. Aber ich bin immer noch sehr gerne da.
Hier mehr über die Commerzbibliothek Hamburg erfahren.
Bildnachweis Beitragsbild Uta Brunckhorst-Zoch: © Ulrich Perrey
Persönliche Erfahrungen
Was mich immer wieder besonders zufrieden macht, ist die positive Rückmeldung von Nutzerinnen und Nutzern. Sei es, dass sie den Service loben, die Freundlichkeit oder die Qualität der Antworten und Informationen.
Der Umgang und die Weitergabe von Infomationen ist für mich immer noch ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit. Das ist aber auch der Teil, der sich durch das Internet und die KI am meisten verändert – an dieser Stelle wird die Bibliothek nicht mehr so gebraucht, wie in meinen beruflichen Anfangsjahren.
Schulungen und Beratung, aber auch Führungen sind etwas, das ich sehr gerne mache. Die anfängliche große Scheu vor Gruppen zu sprechen hat sich im Laufe der Jahre gelegt und ich habe auch gemerkt, dass ich gut erklären kann.
Ich habe das Glück in einer Bibliothek zu arbeiten, die einen großen Altbestand hat, aber auch alle Aspekte der modernen Bibliotheksarbeit bietet. Diese Mischung und das schöne Umfeld machen meinen Arbeitsplatz zu etwas besonderem.
Den Schritt aus der Sparkasse habe ich nie bereut und kann wirklich sagen, dass ich meine Berufung gefunden habe.
Sinnstiftung & Mehrwert.
In einer Zeit, in der die sozialen Medien zur Ablenkung stets zur Verfügung steht, suchen viele Nutzer und Nutzerinnen eine Möglichkeit zum konzentrierten Lernen. Diesen Raum bieten wir, wie die meisten wissenschaftlichen Biblotheken. Die Studenten machen viel von dieser Möglichkeit Gebrauch und werden dadurch auch auf andere Dienstleistungen, die die Bibliothek bietet aufmerksam. Wir gehen auch aktiv auf die Nutzer und Nutzerinnen zu und bieten Unterstützung bei der Mediensuche und Nutzung der Datenbanken an. Nicht selten steht jemand nach bestandener Prüfung mit einer Schachtel Pralinen im Lesesaal und bedankt sich für die gute Vorbereitung, die wir mit unserem Service ermöglicht haben.
Da die Bibliothek zur Handelskammer Hamburg gehört, bieten wir auch Hamburger Unternehmern und Gründern einen Platz zum Arbeiten und unterstützen bei der Recherche und der Nutzung unserer Datenbanken. Auch hiefür gibt es oft positive Rückmeldungen.
Empfehlungen.
Wir haben oft Praktikanten von der Hochschule und ich wundere mich manchmal, dass der Bereich Altbestand und Katalogisierung so beliebt ist. Manche Studentinnen und Studenten scheinen nach einem geschützten Raum zu suchen, an dem sie friedlich vor sich hin arbeiten können ohne großen Kontakt nach außen.
Ich persönlich glaube, dass die Zukunft darin liegt (zumindest in wissenschaftlichen Bibliotheken) Nutzer und Nutzerinnen im Umgang mit der KI zu schulen und Informtionen bereitszustellen, die nicht frei zur Verfügung stehen. Dazu gehört Technikverständnis, die Bereitschaft mit Menschen zu arbeiten und Interesse am technischen Fortschritt.
Temfähigkeit und Kommunikationbereitschaft sind dabei essentiell.
Die Bibliothek als Arbeitsplatz würde ich immer noch sehr empfehlen, aber die Bereitschaft sich mit technischen Neuerungen und allgemeinen Veränderungen auseinanderzusetzen sollte unbedingt gegeben sein.
Entwicklungen & Zukunftsaussichten.
Die rasante Entwicklung der KI wird auch unseren Beruf maßgeblich verändern. Gerade was die Literaturrecherche angeht. Schon länger ist zu beobachten, dass die Nutzerinnen und Nutzer sich eher über Google passende Literatur suchen, als über Bibliothekskataloge. Mit dem Aufkommen immer neuer KI-Möglichkeiten werden auch diese vermehrt zur Literaturrecherche herangezogen, auch wenn sie nicht immer dafür gedacht sind. Hier als Bibliothek den Anschluss nicht zu verpassen und neue Aufgabenfelder zu kreieren, ist die große Herausforderung.
Mein gesamtes Umfeld war belustigt bis besorgt, als ich nach meiner Ausbildung verkündete Bibliothekswesen studieren zu wollen. Eine freundliche Dame vom damaligen „Arbeitsamt“ war die einzige die mich in der Entscheidung bestärkt und gesagt hat: „Wenn Sie das wirklich wollen, dann wird das auch etwas und dann finden sie auch einen Job. Engagement zahlt sich immer aus.“ Das hat mir wirklich geholfen.