Anke Berghaus-Sprengel – Direktorin Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Vorsitzende Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB)
Beruflicher Hintergrund & Werdegang.
Meine erste Anstellung in einer Bibliothek war im Anschluss an die Ausbildung zur Buchbinderin an der SuUB Hamburg in der Restaurierungsabteilung. Dort war ich zwei Jahre mit der Restaurierung der Uffenbach-Wolfschen Briefsammlung beschäftigt und kam dann dort in die Buchbinderei. Ich lernte die Fachreferententätigkeit kennen, weil ich dem Fachreferenten für Geschichte regelmäßig beim Aufbau der Ausstelllungen im Hause half und die Zeit nutzte, um mehr über diesen Beruf von ihm zu erfahren. Nach längerer Abendschule absolvierte ich ein Externenabitur und begann ein Studium in Hannover.
Vom ersten Semester an war ich als studentische Hilfskraft in der Zweigbibliothek Sozialwissenschaften für die Buchbindersendungen zuständig und bekam dann eine Projektstelle, um die Titel der Bibliothek in Pica aufzunehmen.
Nach dem Erreichen des Magister-Abschlusses ging ich für zwei Jahre mit einem Promotionsstipendium nach Paris um dann die Dissertation nicht abzuschließen, sondern mich bei der Zentral- und Landesbibliothek in Berlin als Referendarin zu bewerben, da das Geld in Paris ausgegangen war. Berlin war spannend, ich lernte viel in der ZLB und koordinierte nach Abschluss des Referendariats den Einstieg der ZLB in den Verbund öffentlicher Bibliotheken, den ich später auch einige Zeit lang leitete.
Nach der freiberuflichen Projekttätigkeit übernahm mich die ZLB als Leiterin der IT-Abteilung, was mir einige Jahre lang sehr viel abforderte. Von dort bewarb ich mich an die Bibliothek der Humboldt-Universität und leitete dort die Abteilung Zweigbibliotheken. Der Schwerpunkt lag hier auf der Zusammenlegung von Standorten und der Automatisierung von Arbeitsabläufen (Grimm-Zentrum, RFID, Alma). Die Jahre waren nicht ganz stressfrei, da ich zwischenzeitlich zwei Kinder bekommen hatte, eines noch im Referendariat und das nächste mit Beginn der Übernahme der IT-Leitung in der ZLB. Aber es war machbar, weil mein Mann mich immer aktiv unterstützt hat und die Betreuung in Berlin immer gut organisierbar gewesen ist.
2016 ergab sich die Chance, die Leitung der Landesbibliothek Sachsen-Anhalt zu übernehmen. Die Bibliothek mit ihren Sammlungen und dem umfangreichen Altbestand stellte wieder neue Aufgaben und sorgt bis heute dafür, dass mir nie langweilig wird.
Hier mehr über die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB Sachsen-Anhalt) erfahren.
Bildnachweis Beitragsbild Anke Berghaus-Sprengel: © ULB Sachsen-Anhalt / Markus Scholz
Persönliche Erfahrungen.
Bibliotheken leben davon sich zu verändern. Die Bibliothekscommunity ist eng vernetzt und unterstützt sich hausübergreifend. Mit Konferenzen, wie z.B. der BiblioCon die ich als Vorsitzende des Verbandes deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare lange Jahre mit organisieren durfte, wird diese Vernetzung gefördert.
Ich schätze es außerordentlich, dass die Arbeit in Bibliotheken von Interaktion geprägt ist und die Rückmeldung der Nutzer:innen uns immer wieder erdet.
Sinnstiftung & Mehrwert.
Wir möchten als ULB Sachsen-Anhalt versuchen, unsere Wissensbestände möglichst in
Nutzung zu bringen. Notwendig dafür sind gute Rechercheangebote, weswegen wir im GBV-Verbund sind. Wir digitalisieren möglichst alle urheberrechtsfreien Materialien, unterlegen diese wo es geht mit Volltexten und stellen diese im Open Access zur Verfügung.
Die Ausbildung in verschiedenen Qualifikationsebenen ist uns sehr wichtig, viele unser Mitarbeitenden engagieren sich hier sehr.
Empfehlungen.
Ich halte es für hilfreich, wenn die Menschen, die in Bibliotheken tätig sind, neugierig und menschenfreundlich sind. Lern- und Veränderungsbereitschaft kann nicht schaden. Ich denke, jede/r der oder die sich wirklich für seine/ihre Arbeit interessiert, wird über kurz oder lang Erfolg haben. Wahrscheinlich hilft es jedoch, immer mal wieder aktiv Wünsche und Interessen auszusprechen.
Entwicklungen & Zukunftsaussichten.
Das Bewußtsein über den Wert von Daten und Datenschutz wird mehr Raum einnehmen und der Umgang mit Daten wird sensibler. Die KI-Entwicklungen beschleunigen die Notwendigkeit von Datensouveränität. Bibliotheken haben hier eine wichtige Aufgabe.
Ich wünsche mir auch, dass Bibliotheken die Verwaltungsdigitalisierung in ihren Häusern befördern und einfordern, hier ist noch einiges zu tun.
Ich schätze es außerordentlich, dass die Arbeit in Bibliotheken von Interaktion geprägt ist und die Rückmeldung der Nutzer:innen uns immer wieder erdet.