Interview mit Susann Brauns MEIN JOB BIBLIOTHEK: Stimmen aus der Bibliotheks-Community

Susann Brauns, Fachangestellten für Medien – und Informationsdienste (FaMI) – Hamburger Bücherbusse der Hamburger Bücherhallen

 

Beruflicher Hintergrund & Werdegang.

Ich war (wie wahrscheinlich ein großer Teil der Bibliotheksmitarbeiter*innen) schon als Kind eine eifrige Nutzerin der Rostocker Stadtbibliothek. Ich habe schon immer gerne gelesen und da war es für mich wie ein 6er im Lotto, als ich 1999 meine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien – und Informationsdienste in der Staatsbibliothek Hamburg beginnen konnte. Nach 3 Jahren Ausbildung bin ich an die Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr gewechselt und habe dort 13 Jahre gearbeitet.
2019 habe ich die Chance bekommen, bei den Bücherhallen Hamburg neu zu beginnen. Ich konnte meinen LKW Führerschein machen, um den Bücherbus fahren zu dürfen. Der Bus ist als Sonderfahrzeug klassifiziert und besitzt ein LKW Chassis. Deshalb benötigt mensch den Führerschein Klasse C.
Die Möglichkeiten der Fortbildung, die mir die Bücherhallen als meine Arbeitgeberin zur Verfügung stellen, sind enorm. Und dafür bin ich sehr dankbar. Wir werden hier gefördert und gefordert.

Hier mehr über die Hamburger Bücherbusse erfahren.
Bildnachweis Beitragsbild Susann Brauns: © Philipp Reiss

 

Persönliche Erfahrungen.

Ich habe meiner Meinung nach einen der schönsten Arbeitsplätze, den mensch im Bibliothekswesen haben kann. Ich arbeite im Bücherbus der Bücherhallen Hamburg. Ich liebe an meinem Job, dass ich den ganzen Tag draußen sein darf. Am Tag fahren wir verschiedene Haltestellen an (vormittags meist Schulen und/oder Kindertagesstätten) und nachmittags sind wir für den regulären Ausleihbetrieb unterwegs. Jeder Tag ist anders. Mensch weiß nie, wie die Parksituation ist, was für Kund*innen uns besuchen kommen, wer welche Sorgen hat oder sich gerade sehr freut. Alles wird mitgeteilt, wir sind quasi wie ein kleiner Tante-Emma-Laden. Es ist klein aber super komfortabel, wir haben immer die neuesten Medien an Bord und unsere Kund*innen freuen sich, das wir zu ihnen kommen.
Wir bieten viele Veranstaltungen in “unseren” Schulen an, die wir entweder mit oder auch ohne Bus betreuen. Dazu kommen Bilderbuchkino’s, Veranstaltungen in Hamburg wie “Die lange Nacht der Literatur”, wo ein Hamburger Autor oder eine Autorin im Bücherbus lesen. 2024 verlosen wir zum 2. Mal eine Lesung an unsere Kund*innen, wo der Bus mit einer Hamburger Autorin nach Hause kommt und dort exklusiv für den oder die Gewinner*in liest.

 

Sinnstiftung & Mehrwert.

Wir fahren mit dem Bus an Schulen, wo es einen hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund gibt. Und gerade da sind wir als Teil der Bibliotheksgemeinschaft sehr wichtig und gerade für die Kinder eine Bereicherung. Sie kommen bei uns mit dem Medium Buch in Berührung, fangen an zu lesen und sich für Geschichten zu interessieren.
Dabei unterstützen wir vor allem die Lehrer mit Hilfe von Bücherkisten zu bestimmten Themen, die wir mitbringen.
Die Bücherhallen Hamburg bieten verschiedene Veranstaltungen an, die in den einzelnen Stadteilbücherhallen stattfinden. Dazu zählen z.B Dialog in Deutsch, Gedichte für Wichte, Hausaufgabenhilfe und Vorlesen für Kinder. Mit dem Projekt silver und smart werden älter Menschen angesprochen.

 

Empfehlungen.

Weil es einer der schönsten Berufe ist. Mensch hat quasi unbegrenzten Zugang zu Wissen, Abenteuer, Fantasie und Spannung. Es macht Spaß, Bücher zu empfehlen, passende Titel zu suchen und Wünsche zu erfüllen.
Aber mensch sollte sich überlegen, ob eher die wissenschaftliche oder die klassische Stadtbibliothek sein zu Hause sein wird. Ich habe erst den wissenschaftlichen Weg eingeschlagen und mich dann später gelangweilt. Aber in der öffentlichen Bibliothek und insbesondere im Bücherbus habe ich meine persönliche Berufung gefunden.
Teamarbeit ist gerade in meinem kleinen Arbeitsumfeld unabdingbar. Mensch muss sich aufeinander verlassen können, kleine Unstimmigkeiten sofort aus dem Weg räumen, da wir täglich ca. 10 Stunden auf sehr kleinem Raum miteinander verbringen.

 

Die Arbeit in einer Bibliothek (egal ob wissenschaftlich oder öffentlich) ist wichtig für die Gemeinschaft. Aber wir müssen uns dem Wandel der Zeit anpassen und viel mehr anbieten, als nur noch das Buch. Deshalb ist die Zentralbibliothek Hamburg am Hühnerposten auch das zweite Wohnzimmer für die Hamburger*innen. Dort können sie verweilen, lesen, lernen, Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen, es werden viele Veranstaltungen und Ausstellungen angeboten.
Alle Stadtteilbibliotheken sind ein Lernraum, eine Ruheoase, ein Abenteuerspielplatz… wir sind für alle großen und kleinen Menschen da.

© Susann Brauns

© Susann Brauns

© Stefan Duhr

© Susann Brauns

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