Interview mit Michael Becht MEIN JOB BIBLIOTHEK: Stimmen aus der Bibliotheks-Community

Michael Becht, M.A. – Universitätsbibliothek Augsburg, Teilbibliothek Sozialwissenschaften

 

Beruflicher Hintergrund & Werdegang.

Es fing damit an, dass meine Frau meinte „Schau mal, man kann da auch Bibliothekar ankreuzen“. Ich, Mitte Dreißig, verheiratet, studierter Archäologe auf der Suche nach einer beruflichen Veränderung, dachte nur: „Warum eigentlich nicht?“. Doch aus dem Versuchen-wir-es-mal wurde schnell ein Das-möchte-ich und ein Warum-habe-ich-das-nicht-früher-gemacht?

Zu meiner Freude bekam ich einen der begehrten Plätze für den Bachelorstudiengang „Bibliotheks- und Informationsmanagement“ an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern, lernte in vier Theorie- und zwei Praxissemestern das „Handwerk“ von allen Seiten kennen. Engagierte Dozierende brachten uns die Vielseitigkeit des Berufs und eine fürsorgliche Praktikumsbibliothek die Herzlichkeit der Branche näher. 2022 machte ich den Abschluss und meine Glückssträhne hielt an: Eine Stelle an der Universitätsbibliothek Augsburg wurde mir angeboten. Dort bin ich seitdem tätig. Zwischen Thekendienst, IK, FDM und Öffentlichkeitsarbeit habe ich meine Traumstelle gefunden. Neue und vielseitige Aufgaben reizen mich sehr, und zum Glück wird es mir ermöglicht, mich tatsächlich an den Stellen einzubringen, wo ich mich am besten und (auch für mich) lohnenswertesten einbringen kann.

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Bildnachweis Beitragsbild Michael Becht: Urheber privat

 

Persönliche Erfahrungen.

Lassen Sie mich von einem typischen Arbeitstag erzählen: morgens Kaffee kochen, die Mails checken, ein paar Fragen beantworten. Oh, heute ist ein Meeting – Öffentlichkeitsarbeit, ein paar Entwürfe besprechen, die ich vorbereitet habe. Bin gespannt, was die anderen dazu sagen. Dann ein kurzer Austausch mit den Kolleg:innen in der Abteilung: neue Praktikant:innen müssten herumgeführt werden, und eine Schulklasse – kein Problem, übernehme ich. Nachmittags dann Thekendienst: „Können Sie mir helfen?“, frägt eine Studierende. Natürlich, sehr gerne, deswegen bin ich da.

Jeder Tag ist anders, bringt neue Aufgaben und Begegnungen mit sich. Stunden, in denen ich in Ruhe Texte schreiben, Schulungen vorbereiten und Designs kreieren kann, wechseln sich ab mit Arbeit am Regal und dem direkten Kontakt an der Theke. Keinen dieser Aspekte möchte ich missen. Variatio delectat – in der Tat.

Besondere Momente, nun, da gibt es die Kleinen und die Großen. Wenn an einem stressigen Tag, an dem viel passiert und erledigt werden muss, eine kurze Mail von einem Professor hereinflattert: „Vielen Dank für Ihren tollen Service! Schön, dass es Sie gibt!“, dann wird einem wieder vor Augen geführt, warum man jeden Tag aufsteht – für unsere Nutzer:innen, für die Menschen, die jeden Tag zu uns kommen.

 

Sinnstiftung & Mehrwert.

In der Universitätsbibliothek sind wir die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Dienstleistung. Wir versorgen Studierende vom ersten Semester an mit Literatur, Einführungen und Lehrbüchern. Wir helfen ihnen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten bis hin zur Promotion damit, dass wir die neueste wissenschaftliche Literatur beschaffen. Lehrenden und Professor:innen greifen wir bei ihr Lehrtätigkeit unter die Arme, richten Semester- und Handapparate ein, kaufen Literatur passend zu ihren Forschungsschwerpunkten.

Kurz: Die Bibliothek ist ein Dreh- und Angelpunkt im universitären Wissenschaftsbetrieb, vom Erstsemester bis zum emeritierten Professor. Wir unterstützen die Generation von Morgen in ihrem Studium und ihrem Werdegang, bieten grundlegende Orientierung und maßgeschneiderte Lösungen. Wir fördern ihre Informations- und Medienkompetenz, regen zu kritischem und selbstständigen Denken an, zeigen Lösungsansätze und -strategien. Im Vordergrund steht meist Hilfe zur Selbsthilfe.

Dieser Auftrag geht aber auch über die Angehörigen der Universität hinaus. Unsere Türen stehen allen Menschen offen, die in unsere Bibliothek kommen, Ehemalige, Anwohner:innen und Weitgereiste. Einen besonderen Stellenwert nehmen Schüler:innen bei uns ein: Den Studierenden von Morgen stellen wir schon vor ihrem Studium das Konzept „Bibliothek“ vor, bauen Berührungsängste und Schwellen ab.

 

Empfehlungen.

Das Klischee eines Bibliothekars – eine stille, verschlossene Person zwischen verstaubten Regalen – kann falscher nicht sein, und doch stimmt es irgendwie. In Wahrheit gibt es nicht den oder die Bibliothekar:in, denn so unterschiedlich die Tätigkeiten, so unterschiedlich sind auch die Menschen, die sie ausüben. Einige Arbeiten werden vornehmlich am Schreibtisch ausgeübt, hinter den Kulissen. Andere Kolleg:innen sitzen dafür ständig im Rampenlicht, offen sicht- und ansprechbar. Viele – darunter ich selbst – suchen eine Mischung beider Aspekte.

Entsprechend viel und auch wenig kann man über idealtypische Eigenschaften sagen, die man mitbringen sollte. Nur so viel: Eine gewisse Ordnungsliebe und Strukturiertheit schaden nicht, denn bei vielen Tätigkeiten kommt es auf fachliche Präzision an. Außerdem sollte man eine grundlegende Sympathie gegenüber seinen Mitmenschen mitbringen.

Zugewandt sollte man auch den Entwicklungen und Strömungen der Zeit gegenüber sein. Technik und Innovation, nicht zuletzt im IT-Bereich, prägen schon seit mehr als 50 Jahren das Bibliothekswesen, haben die Arbeit und den Beruf grundlegend verändert. Dies wird auch weiterhin geschehen, sei es durch neue Herangehensweisen und Konzepte, Künstliche Intelligenz oder eine immer stärker zusammenwachsende Community.

Der Dialog ist deswegen eines der wichtigsten Hilfsmittel der Bibliothekar:in. Nach innen, im kollegialen Austausch und der fachlichen Weiterbildung, und nach außen mit Nutzer:innen, Gästen und Interessierten.

 

Entwicklungen & Zukunftsaussichten.

Der Digitale Wandel macht auch vor Bibliotheken nicht Halt. Immer mehr Bücher und Zeitschriften finden in elektronischer Form den Weg in unsere Bestände, immer weniger in gedruckter Form. Ob man dies gut findet oder nicht – es verändert die Tätigkeiten und die Möglichkeiten in der Bibliothek grundlegend. Leere Regale machen Platz für neue Leseplätze, Studierende nutzen den Lesesaal mehr und mehr als Arbeits- und Lernort, verweilen dort manchmal den ganzen Tag.

Doch für jedes Buch, das nicht im Regal steht, werden zwei andere elektronisch verfügbar, gerne auch im Open Access. Mittelalterliche Handschriften und Drucke erster Stunde werden digitalisiert, stehen für jeden und jede frei zugänglich im Netz.

Niemals zuvor hatte man Zugang zu so vielen Informationen, Büchern, Publikationen. So vielen, dass man vielmehr aufpassen muss, sich nicht zu verirren. Und Bibliothekar:innen werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle hierbei spielen, als Lots:innen im Meer der Information.

 

Wir unterstützen die Generation von Morgen in ihrem Studium und ihrem Werdegang, bieten grundlegende Orientierung und maßgeschneiderte Lösungen. Wir fördern ihre Informations- und Medienkompetenz, regen zu kritischem und selbstständigen Denken an, zeigen Lösungsansätze und -strategien. Im Vordergrund steht meist Hilfe zur Selbsthilfe.

© Universität Augsburg / Fotostelle

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