Interview mit Vincent Ruppel MEIN JOB BIBLIOTHEK: Stimmen aus der Bibliotheks-Community

Vincent Ruppel – Reprostelle, Digitalisierung, Sofortlieferdienste in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker

 

Beruflicher Hintergrund & Werdegang.

Nach dem Abschluss meines Bachelorstudiums in Geschichte und Politikwissenschaft stand ich vor der Herausforderung, eine sichere berufliche Perspektive zu finden, die es mir gleichzeitig ermöglichte, mein Interesse für Bildung, Wissen und vor allem Geschichte einzubringen. Die Lösung lag näher, als ich dachte: die Bibliothek!

Dort, wo ich während meines Studiums unzählige Stunden verbracht hatte, sah ich eine Chance meinen beruflichen Werdegang zu starten. So bewarb ich mich deutschlandweit auf Ausbildungsplätze zum FaMI und hatte das große Glück, meine Ausbildung in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin absolvieren zu können.

Die abwechslungsreiche Arbeit mit den Nutzer*innen, die faszinierenden historischen Bestände, die förmlich Geschichte atmen, und das großartige Team vor Ort haben mich sofort begeistert. Nach meiner Ausbildung und einem kurzen Zwischenspiel in einer anderen Bibliothek zog es mich daher wieder zurück nach Schwerin, in meine Alma Mater, die Landesbibliothek.

Hier mehr über die Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker erfahren.
Bildnachweis Beitragsbild Vincent Ruppel: © Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker

 

Persönliche Erfahrungen.

In unserer Bibliothek wartet ein wahrer Schatz auf alle, die sich für unser Bundesland interessieren: Ein reichhaltiger Bestand an Büchern und Schriften, der tiefe Einblicke in die Geschichte und Kultur Mecklenburg- Vorpommerns ermöglicht. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, ich müsste die Bibliothek gar nicht verlassen, um alles über unsere schönes Bundesland zu erfahren.
Natürlich ist das ein bisschen übertrieben. Aber in meiner täglichen Arbeit nehme ich so viel Wissen über unser Land auf, dass ich bisweilen aus dem Stegreif Auskunft über Orte und ihre Sehenswürdigkeiten geben kann, in denen ich selbst noch nie war.

Es sind aber auch die besonderen Momente, die die Arbeit mit historischen Beständen so bereichernd machen. Die leuchtenden Farben in einem 300 Jahre alten Buch, der Geruch von altem Papier – all das fasziniert mich immer wieder aufs Neue.

Ein ganz besonderer Moment war für mich, als ich ein Werk aus dem 18. Jahrhundert aufschneiden durfte. Das Gefühl, der erste Mensch seit der Herstellung des Buches zu sein, der dessen Inhalt sieht, war unglaublich.

Eine große Freude ist mir auch das Buchpatenprojekt. Hier haben Privatpersonen, Firmen und Institutionen die Möglichkeit, die Restaurierung eines Buches zu unterstützen und sich so im historischen Bestand der Landesbibliothek zu verewigen.
Zu meinen Aufgaben gehört es, die Bücher im unrestaurierten Zustand zu fotografieren. Diese Fotos werden dann auf unserer Website veröffentlicht und geben Interessierten einen Eindruck von den wertvollen Werken. Ist ein Buch restauriert worden, dokumentiere ich auch den Zustand danach. Aus fotografischer Sicht ist es eine spannende Herausforderung, gute und vergleichbare Vorher-Nachher-Fotos zu erstellen. Und wenn ich die restaurierten Bücher dann auspacke, ist das jedes Mal wie Geschenke auspacken!

 

Sinnstiftung & Mehrwert.

Bibliotheken waren für mich, besonders während meines Studiums, stets Orte des Fortschritts. Hier wurde gelernt, gearbeitet und geforscht. Oftmals waren es die Bibliotheksmitarbeiter*innen, die mir an entscheidenden Stellen durch ihren Service in meinem Studium weiterhelfen konnten. An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei den Kolleg*innen der SUB Göttingen und der DNB Leipzig bedanken!

Als Bibliotheksmitarbeiter freut es mich daher umso mehr, wenn ich anderen Menschen genau so weiterhelfen kann, wie mir damals geholfen wurde. Wenn ich sie dabei unterstützen kann, Medien und Informationen zu finden oder bereitzustellen, die sie in ihrer wissenschaftlichen Arbeit oder vielleicht auch in ihrer persönlichen oder beruflichen Entwicklung weiterbringen, dann wird der gesellschaftliche Mehrwert von Bibliotheken für mich spürbar und ich fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt, in der Bibliothekswelt zu arbeiten.

Bibliotheksmitarbeiter*innen sind Möglichmacher*innen! Ohne Schnelllieferdienste, Datenbanken und Fernleihe kann die wissenschaftliche Arbeit ins Stocken geraten. Und ohne ein gut sortiertes Sortiment an unterschiedlichster Belletristik und Kinderbüchern wäre es für viele Menschen deutlich kostspieliger und aufwändiger, ihren Kindern abends etwas vorzulesen oder selbst zum Feierabend in einem Buch zu schmökern.

 

Empfehlungen.

In Bibliotheken fungieren die Mitarbeitenden aus meiner Sicht als Schnittstelle zwischen Medien und Informationen einerseits und den Nutzer*innen andererseits. Ob aktiv oder passiv, tragen sie alle dazu bei, dass Nutzer*innen die für sie passenden Medien und Informationen finden. Am Ende dieses Prozesses steht ein Erfolgserlebnis und im Idealfall ein gesamtgesellschaftlicher Mehrwert. Ist das nicht bereichernd?

Bibliotheken können sich stark voneinander unterscheiden. Daher ist es ratsam, sich vor der Berufswahl Gedanken zu machen, welche Art von Bibliothek am besten mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt. Interessierte können durch – am besten gleich mehrere – Praktika Einblicke in verschiedene Arbeitsbereiche gewinnen und so besser entscheiden, welche Art von Bibliothek zu ihnen passt.

 

Entwicklungen & Zukunftsaussichten.

Bibliotheken, sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche, müssen sich – meiner Meinung nach – immer stärker zu „Dritten Orten“ entwickeln. Das gilt umso mehr, da die Nachfrage nach gedruckten Medien schwindet. Das Buch wird zwar auf lange Sicht nicht verschwinden, aber Bibliotheken sollten mehr Raum für Lern- und Arbeitsmöglichkeiten sowie für Erholung schaffen. Solche Umstellungen sind langwierige Prozesse, weswegen es umso wichtiger ist, heute schon richtig die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Insbesondere Wissenschaftliche Bibliotheken werden weiterhin Orte des konzentrierten Arbeitens bleiben. Die Gestaltung dieser Orte muss daher zukünftig noch stärker darauf ausgerichtet sein, diese Funktion optimal zu unterstützen.

 

Bibliotheken bieten vielfältige Arbeitsbereiche und somit auch den perfekten Arbeitsplatz für viele verschiedene Persönlichkeiten – und das mit einem echten Mehrwert für die Gesellschaft!

 

Natürlich ist Teamwork in Bibliotheken unerlässlich. Aber auch introvertierte Menschen können hier ihr Glück finden: zum Beispiel in der Katalogisierung oder der Datenbankpflege. Wer hingegen gerne mit Menschen umgeht, kann an der Theke Nutzer*innen beraten und ihnen bei der Suche nach Informationen helfen. Und für alle, die sich eher zwischen diesen beiden Polen sehen, gibt es einen guten Mix an Tätigkeiten.

 

Bibliotheken sind Orte, an denen Menschen mit unterschiedlichen Stärken und Talenten zusammenkommen, gemeinsam einen wichtigen Beitrag leisten und so viel mehr bewirken, als man auf den ersten Blick vielleicht vermuten würde.

© Vincent Ruppel

© Vincent Ruppel

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